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Impuls: Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, ...

Geleitwort von Pfarrer Peter Müller (Gemeindebrief IV/23)

 

Wir gehen auf die letzten Wochen des alten Jahres zu und blicken mit dem nebenstehenden Text schon einmal auf den biblischen Satz, der uns als Jahreslosung durch das Jahr 2024 begleiten wird. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, ist einer der Gedanken, mit denen Paulus seinen Brief an die Kirchengemeinde in Korinth schließt. Vorher hat er sich zu vielen Einzelfragen des christlichen Alltags dort geäußert.

 

Alles in Liebe geschehen lassen? Was für ein frommer Wunsch, wenn ich an die gegenwärtige Weltsituation denke! Kann man sich mit „Liebe“ gegen kriegslüsterne Diktatoren oder wahllos mordenden Terroristen wehren? 

 

Was kann ausgerechnet sie gegen Hassparolen ausrichten, gegen den Antisemitismus in unserer Gesellschaft? Ist das nicht weltfremd? Ja, selbstverständlich, ist es! Das wird auch Paulus gewusst haben. Jesus selbst hat in seinem Doppelgebet, Gott und den Nächsten zu lieben geboten, mit der vorfindlichen Welt zu fremdeln. In den Seligpreisungen der Bergpredigt werden gerade die in einer besonderen Beziehung zu Gott gesehen, die die gewohnte Logik des Unrechts und der Gewalt, das letzte Wort des Leids und des Todes infrage stellen. 

 

Auch wenn so vieles dagegen spricht: Es ist gut, dass wir diese Worte haben und wir dürfen auch heutzutage dankbar sein für jeden Menschen (und damit sind nicht nur die sogenannten „hohen Tiere“ gemeint), der sich an ihnen orientiert und mit Leben füllt.

 

Schalom ben Chorin hat das folgende Lied geschrieben, mitten im 2. Weltkrieg. Nachdem er als Jude in Berlin massiv bedroht worden war, ist er 1935 ins Exil nach Jerusalem gegangen. Von dort musste er ohnmächtig miterleben, wie sein Volk von den Nazis vertrieben und fast vernichtet wurde. Er hat mit diesem Lied gegen seine eigene Verzweiflung angeschrieben: „Muss man nicht ein bisschen verrückt sein, um die Hoffnung nicht aufzugeben in dieser Welt?“  So sagte er selbst.

 

Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, 

ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, soviel Blut auch schreit, 

achtet dieses nicht gering, in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht. 

Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, 

ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?

 

Diese „verrückte“ Sicht auf die Welt ist uns allen nur zu wünschen und die Kirchengemeinde könnte ein Ort sein, an dem wir diese „Verrücktheit“ mit Leben erfüllen, allen Gegenargumenten zum Trotz. 

 

Ihnen allen sei ein friedvolles Loslassen des alten Jahres, eine frohe Advents- und Weihnachtszeit und ein gesegnetes Jahr 2024 von Herzen gewünscht!