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St. Laurentius Darlingerode

Bergleute lebten damals besonders gefährlich und ihr christlicher Glaube sollte ihnen Beistand vor Unglücken geben. Wer anders als der heilige Laurentius, der Schutzpatron der Darlingeröder Bergleute, liefert folgerichtig den Namen für die Kirche. Noch im Jahre 1481 ist in Urkunden und Regesten das Kirchlein erwähnt, die Bausubstanz im romanischen Stil in heutiger Form gab es damals noch nicht.

 

Die in der Kirche befindliche Glocke ist aus dem Jahr 1475, und stammt vom Kloster Himmelpforte, das während der Reformation 1525 niedergebrannt und später geschliffen wurde. Sie diente dem Kloster als Messglocke. In den Jahren 1537/1538 wurde eine kleine Kammer ausgebaut, um armen Menschen eine Notunterkunft zu bieten. Das westliche Portal und die heutigen Fenster sowie die östliche polygonale Apsis sind erst 1702 entstanden.

 

1805 erhielt der Turm ein Zeltdach einschließlich Wetterfahne mit Hirschmotiv,  Jahreszahl 1805 und den Initialen C.F. (Christian Friedrich). 1852 wurde der Knopf (auch Turmkugel) der Wetterfahne erneuert. Die Laurentiuskirche sollte zu DDR-Zeiten an einen Kunstschmiedemeister verkauft werden. Der Kauf scheiterte jedoch am fehlenden Wasser- und Abwasseranschluss. Sie war damals aufgegeben und der Verfall  nahm seinen Lauf.

 

Am 09. November 1988 (anlässlich 50 Jahre Pogromnacht) lud Pfarrer Matthias Schmidt zum Friedensgebet in die bereits stark einsturzgefährdete Kirche ein. Darlingeröder standen mit einer brennenden Kerze in der Hand und konnten stellenweise durch das kaputte Dach ins Freie sehen.

Der zu dieser Zeit amtierende Bürgermeister Dietmar Bahr  stellte 6.000 DDR-Mark für die Laurentiuskirche bereit. So konnte das Dach des Turmes mit Astbestplatten durch Dachdecker Walter Meyer neu eingedeckt werden. Die Holzarbeiten am Dachstuhl übernahm Zimmerei Rudolf Gülzow aus Darlingerode.

 

Zur Friedensdekade im Oktober 1989 wurde am 19.10.1989 eine Bürgerversammlung zum Erhalt und Wiederaufbau der Laurentiuskirche durchgeführt. Sie stand unter dem Motto: „Die Kirche soll im Dorf bleiben“. Anfang 1991 stellten die beiden Darlingeröder Gerd Annemüller und Werner Förster im Kultusministerium  Magdeburg einen Antrag auf Fördermittel zur Sanierung der Laurentiuskirche. Im Herbst 1991 wurden vom Land Sachsen-Anhalt und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz 200.000 DM bereitgestellt. Es wurden das Dach des Turmes  und das Dach des Kirchenschiffes neu eingedeckt und mit Blitzableiter versehen. Darüber hinaus konnte der Schwammbefall beseitigt, die Innenwände neu geputzt und gemalert, die drei Fenster in der Apsis neu eingebaut und die Glaswand  mit Glastür montiert werden. Die Fertigstellung erfolgte Ende 1992.Als krönender Abschluss kam auf das Dach des Turmes eine neue Turmkugel und Wetterfahne mit der Jahreszahl 1992.

 

Die Bestuhlung war ehemals rechts und links mit Mittelgang; sie war verfallen und nicht mehr zu gebrauchen. Die damalige Partnergemeinde aus Bremen stiftete den Darlingerödern die neue Bestuhlung. Eine neue elektrische Orgel wollte man nicht und so startete der Gemeindekirchenrat eine Sammelaktion.  Im ganzen Dorf und in der Umgebung wurde gesammelt. Einzelspenden von 5,- bis zu 3.000,- DM wurden gegeben und so kamen 34.000,- DM Spendengelder zusammen. Damit konnte die Orgel 1994 restauriert werden. Am 25.Juni 1995 feierte die Kirchengemeinde mit über 240 Christen und Nichtchristen die Orgeleinweihung in und vor der Laurentiuskirche. Wir dürfen ihre wohlklingenden Töne noch heute hören.

 

Seitdem wird die Laurentiuskirche wieder genutzt. Wir feiern Gottesdienste in ihr, wir halten Taufen, Hochzeiten und Konfirmation. Es gibt Veranstaltungen, wie das Reformations-singen und Konzerte. Selbst zu Beerdigungen läutet die alte Glocke von 1475 wieder. Am 31. Mai 2013 wurden eine ganz neue Turmkugel aus Kupfer und die sanierte Wetterfahne von 1992 nach einem Sturmschaden feierlich wieder aufgesetzt. Beide sind von Laszlo Szabo‘ aus Artern neu vergoldet und montiert worden.

 

Vielen Generationen von Gemeindegliedern und Einwohnern in Darlingerode war es wichtig, „ihre“ Kirche zu erhalten. Sie haben gespendet oder mit ihrem Engagement dazu beigetragen, dass die Laurentiuskirche heute wieder in gutem Zustand  „Kirche im Dorf“ sein kann.

 

Mit einem lieben Gruß in die Zukunft! Mögen die Menschen, die nach uns kommen, die Laurentiuskirche hier in Darlingerode als einen Ort des Glaubens, des Friedens und der Begegnung erhalten. (Text von Stephan Schädel,  Darlingerode, 31.Mai 2013)




     
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